Samstag, 19. Oktober 2013

gerettete Hühner

hier mal eine Mail von unserer Steffi; Ansprechpartner Niedersachsen, sie gehört der Orga "Rettet das Huhn" an und erzählte uns im Forum ein wenig über ihre Arbeit. Bitte lest das durch und versucht euch ein wenig Gedanken darüber zu machen.



Hallo Simone,

die Hühner werden in allen Betrieben im Alter von 12 -15 Monaten ausgestallt und zum Schlachter gebracht. Ganz egal ob Boden- Freiland- oder Biohühner...
Für alle ist nach einem Jahr Ende, weil dann der maximale Profit nicht mehr erreicht wird. Die Hennen legen natürlich trotzdem noch wie wahnsinnig, sie sind so gezüchtet, aber nach einem Jahr der Ausbeutung legen sie nicht mehr 7 Eier pro Woche, sondern nur noch 5- 6. Außerdem wird mit zunehmendem Alter die Schale etwas dünner und die Eier werden größer und sind nicht mehr so niedlich kugelig und alle gleich geformt, wie die Verbraucher sie gern haben wollen...
Außerdem nimmt die Sterblichkeit der Hennen unter den Bedingungen in der Massentierhaltung dann auch zu, nach einem Jahr. Nicht weil sie alt sind, sondern weil sie unter diesen Bedingungen so ausgezehrt werden.

Also werden - allein in Deutschland- jährlich alle 40 Millionen Legehennen nach einem Lebensjahr zerschreddert und durch neue Junghennen ersetzt.... Ihre 40 Millionen Brüdern landen jedes Jahr bereits nach ihrem ersten LebensTAG im Schredder, weil sie männlich sind und keine Eier legen, und auch nicht als Masthühner zu missbrauchen sind, weil sie aufs Turbo-Eierlegen gezüchtet sind und nicht aufs Turbo-Fleischansetzen....

Naja, von diesen 40 Millionen Hennen retten wir jährlich gerade mal, aber immerhin, etwa 6000.

Die Betreiber geben uns die Hennen umsonst ab, wenn es kleine Bestände, also unter 1000 sind. Der Schlachtpreis für Legehennen liegt bei wenigen Cent pro Huhn. Teilweise sogar bei UNTER EINEM CENT! Bei kleinen Beständen rechnet sich somit der Transport zum Schlachter gar nicht. Sie zahlen drauf, weil sie ja die Dienstleister bezahlen müssen, die die Hühner aus den Ställen holen, in die Kisten stopfen und mehr tot als lebendig zum Schlachter transportieren...
Wenn sie uns die Hühner abgeben, übernehmen wir die komplette Ausstallung und die Betreiber haben dadurch dafür keine Kosten.
Bei größeren Betrieben zahlen wir maximal den Schlachtpreis, und machen auch da die Ausstallung natürlich selbst. Mehr als den Schlachtpreis zahlen wir auf keinen Fall, weil wir die Betreiber natürlich auf keinen Fall auch noch unterstützen wollen.

Wir müssen immer den kompletten Stallbestand übernehmen und vermitteln. Die Betreiber geben uns entweder ALLE oder KEINES. Für sie wäre es viel zu aufwendig, den Schlachter zusätzlich zu unserer Übernahme zu bestellen, und dann womöglich nur für ein paar Hundert Hennen. Das wäre ein Verlustgeschäft und das machen sie natürlich nicht. Dadurch ist unsere Vermittlungsarbeit auch manchmal echt sehr dramatisch, weil wir oft zittern müssen, ob wir es schaffen, ob wir genügend Plätze für alle Hühner finden, denn wenn nicht, können wir kein einziges aus dem Stall retten. Wir haben immer eine Deadline, also einen Zeitpunkt, zu dem wir dem Betreiber zusagen müssen, ob wir die Hühner übernehmen oder ob er den Schlachttransporter für den Ausstallungstag bestellt.... Bisher haben wir es IMMER geschafft. Gott sei Dank....
Momentan ist es aber wirklich auch grad schwer. Wir haben Zusagen von einer Bodenhaltung im Dezember mit 1600, dann gleich im Januar eine Freilandhaltung mit 850, dann im Februar Freiland mit 450 und im März wieder Bodenhaltung mit 1600 Hühnern. Die Dezemberhühner haben wir schon alle untergebracht und jetzt sind wir natürlich fieberhaft weiter dabei, damit wir alle anderen auch retten können...

Also, wenn jemand Menschen kennt, bei denen arme liebe Hühner einen schönen Platz auf Lebenszeit bekommen können, immer her damit! Wir haben ja auch Vermittler in Süddeutschland.
Sie legen noch sehr sehr gut, und es ist schwer, sie davon abzuhalten. Man sollte aber versuchen, durch Vollkornfutter und eiweißreduzierte Fütterung das Legen wenigstens nicht noch extra zu fördern. Dann machen sie auch mal eine Pause, können sich besser regenerieren und haben eine höhere Lebenserwartung.

Ach so, und die Hühner landen , nach dem Schredder, übrigens zum Teil im Tierfutter, die Biohühner vielleicht noch in Suppenwürfeln, ansonsten ist ein großer Teil einfach nur Fleischabfall und wird z.B. in Biogasanlagen verwertet... :(

Anbei ein paar Fotos aus meinem Hühnerlazarett....



LG
Steffi