Dienstag, 12. Juli 2016

mal wieder über das Vermitteln


Man könnte meinen, die arbeitsintensivste Zeit des Vermittelns ist vor den Transporten und ja, die Tage vor der Ankunft der Hunde sind schon anstrengend, aber doch vor allem geprägt von der Vorfreude, bald viele Hunde in ein neues glückliches Leben entlassen zu dürfen.
Genauso anstrengend, aber anders, sind dann die Tage nach deren Ankunft. Der eine hat Durchfall, was tun, fragen die Adoptanten. Alles klappt ganz wunderbar, erzählen die anderen. Und natürlich kann es nach einer Adoption, nach der Ankunft eines wahren Überraschungspakets zu Fragen, Überforderung und Problemen kommen. Wir haben da immer ein offenes Ohr und sind auch nach der Adoption für die Familien unserer Hunde da. Klar kann es sein, dass der Hund nicht gleich stubenrein ist, er hatte vielleicht noch nie ein Zuhause und kann nicht unterscheiden zwischen Drinnen und Draußen?! Aber Sie wollten doch gerade so einem Hund ein Zuhause geben. Er verträgt sich nicht mit dem Ersthund?! Es kann Wochen dauern, ehe die Hunde sich aneinander gewöhnen, wieso sollte dieser Prozess nach zwei Tagen abgeschlossen sein?! Aber Sie wollten doch einen Zweithund. Der Welpe ist so lebhaft und bleibt nicht allein?! Bestimmt wurden Sie in den Vorgesprächen genau darauf vorbereitet, aber in der Praxis ist das natürlich anstrengend. Aber Sie wollten doch einen Welpen, den Sie von klein auf erziehen können, dann tun Sie es auch.
In den meisten Fällen legen sich die Probleme nach kürzerer, manchmal etwas längerer Zeit. Was ein Adoptant braucht, ist eine gewisse Chaostoleranz, den Willen zum Durchhalten, eines festen Glauben an sich und den Hund (denn die anderen werden sowieso alles besser wissen) und die bedingungslose Zuneigung dem Hund gegenüber. Ja richtig gelesen, denn der bedingungslosen Zuneigung des Hundes können Sie sich meist schon von Beginn an sicher sein.

Was aber bei der Nachricht "der Hund muss weg", zwei Tage nach Ankunft, er versteht sich nicht mit dem Ersthund, die Kinder haben Angst, er ist viel zu lebhaft etc etc 
Das sind die Fälle, die uns als Vermittler oft die Tränen in die Augen treiben und uns an unsere Grenzen bringen. Wohin mit dem Hund, die Pflegestellen nach der Ankunft des Transports voll und dann soll es auch immer ganz schnell gehen?! Zum organisatorischen Problem kommt da auch immer eine tiefe Traurigkeit darüber, wie die Hunde wieder einfach entsorgt werden sollen, dafür haben sie die Strapazen der Reise hinter sich gebracht? All unsere Hoffnungen auf ein endgültiges Zuhause umsonst?! 
Es ist uns bisher glücklicherweise immer gelungen, die Hunde adäquat, wichtig, nicht irgendwie und irgendwo, unterzubringen, aber der schale Nachgeschmack bleibt und das Schuldgefühl, im Vorfeld der Vermittlung irgendetwas übersehen zu haben. Alles beim nächsten Mal noch gründlicher abzuklopfen... Aber trotzdem wird es wieder passieren.


Deshalb der unermüdliche Appell an alle Interessenten: Überlegen Sie vorher, ob Sie der Aufgabe gewachsen sind, ob Sie auch eine erste Zeit überstehen, in der der Alltag durcheinander gewürfelt wird, ob Sie an sich und den Hund glauben und Sie auch in schwierigen Zeiten das Gefühl nicht verlieren, wir schaffen das. Erst dann sollten Sie ernsthaft die Adoption eines Tieres aus  Spanien in Betracht ziehen! Wir werden Sie auf dem spannenden und wunderbaren Weg dann sehr gerne begleiten.

Katharina und Sabine